Sammlergemeinschaft Lateinamerika (Spanisch), Arbeitsgemeinschaft im BDPh e. V. - Belege des Monats

Belege des Monats

April 2024

Chile - Zeugnis einer frühen Luftfahrtkatastrophe

Am Abend des 1. November 1935 startete in Valparaiso der französische Flug "Santos Dumont" Richtung Europa. Mit an Bord: Zahlreiche Luftpostbriefe aus Chile für den fernen Kontinent. Die erste Etappe verlief gut, obwohl die mehr als 6000 Meter hohen Anden zu überqueren waren - für die Piloten und Flugzeuge jener Zeit keine einfache Herausforderung. Nach dem Start in Buenos Aires mit Kurs Richtung Brasilien jedoch geschah die Katastrophe: Das Flugzeug stürzte am 3. November bei Aracayu ab. Am Strand wurde später Trümmerteile und einige Postsendungen gefunden. Die Marken hatte das Meer abgewaschen, doch die Sendungen wurden mit einem späteren Flug an ihr Ziel gebracht. Am 20. November 1935 wurde der arg ramponierte Umschlag von der Rückbriefstelle der britischen Post in London in ein Kuvert gesteckt, als "Neu versandt" gekennzeichnet, und mit einem erklärenden Beilagezettel dem Empfänger zugeschickt. Der dürfte ihn mit einem flauen Gefühl gelesen haben.

 

März 2024

Argentinien - eine Eintagsfliege reist nach Bayern

1902 gab es in der argentischen Stadt Rosario etwas großes zu feiern. Der neue Hafen der Stadt war fertiggestellt und so entschloss sich die Postverwaltung, zu dem Ereignis seiner Eröffnung eine Sonderbriefmarke herauszugeben. Das kuriose an der schön gestalteten Marke: Sie war nur am Ausgabetag, dem 26. Oktober 1902, und nur im Inland gültig - eine philatelistische Eintagsfliege gewissermaßen. Auch eine Dame Teresa S. de R., so ihre Unterschrift auf der Rückseite, wusste von der Marke und wollte einem Bekannten im fernen Nürnberg eine Freude bereiten. Am Ausgabetag frankierte sie eine Postkarte mit der Rosario-Marke und eine 1-Centavo-Freimarke portorichtig auf einer Postkarte. Die Marke, so schreibt die Absenderin, "wird mit der Zeit eine Seltenheit sein". Leider war die Marke auf der Auslandskarte ungültig. Die Post in Buenos Aires stempelte nur die Freimarke ab, die vermeindliche Rarität wurde mit einer "0" als ungültig gekennzeichnet. In Nürnberg wurde der in Argentinien erreichnete Fehlbetrag von 0,09 Goldfranc in 20 Pfennig umgerechnet. Herausgekommen ist trotdem ein seltenes und dekoratives Stück, das die Jahrzehnte überdauert hat.

 

Februar 2024

Uruguay - späte Grüße nach Sachsen

Am 7. Dezember 1885 verschickte ein Bekannter aus Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, diese frühe Ganzsache an einen Freund im sächsischen Altenburg um schon einmal ein gutes neues Jahr zu wünschen. Die Karte musste früh verschickt werden, um zum Jahreswechsel in Deutschland zu sein. Versendet werden sollte die Ganzsache mit dem britischen Passagierschiff "Stirling Castle" (Bild oben), die erst 1882 vom Stapel gelaufen war und bis 1884 "North America" hieß. Ob die Karte wohl das Schiff erreicht hat? Vorne wurde der Stempel "Fuera de hora" abgeschlagen, die Karte war also aufgeliefert worden, als die Post die abgehenden Sendungen schon verschickt hatte. Einen Ankunftsstempel hat die Karte leider nicht erhalten. Wir wissen also nicht, ob die Grüße rechtzeitig angekommen sind.

 

Januar 2024

Bolivien - Post vom „Platz der Lasttiere“

Der Ort Uyuni in Bolivien ist eher unwirtlich. Er liegt in 3670 Metern Höhe im Südwesten des Andenstaates; Regen fällt kaum. Dennoch siedeln dort Menschen, obwohl Wind und Kälte ihnen zu schaffen machten. „Platz der Lasttiere“ lautet die Übersetzung des Aymarawortes Uyuni. Lasttiere transportierten dort die Lebensgrundlage dieser Region und lieferten den Grund für ihre Bekanntheit: das Salz. Deshalb kommen zahlreiche Touristen, ist doch der Salar de Uyuni mit etwa 160 km Länge und 135 km Breite die größte Salzfläche der Erde, mit einer Salzkruste von 2 bis 7 Metern Mächtigkeit. Etwa 20 Kilometer ostnordöstlich von Uyuni in einer Höhe von 4103 Metern liegt der Ort Pulacayo, in dem 1930 auch der deutschstämmige Hermann Schneider lebte. Vermutlich war er Bergbauingenieur und war in führender Stellung in der Mine beschäftigt, die eine der größten Silberminen Boliviens war. Als Schneider 1930 den Brief verschickte, hatte der Ort 20.000 Einwohner, davon 7000 Minenarbeiter. Mitte der 1950er-Jahre waren die Vorkommen erschöpft; viele Bewohner verließen Pulacayo. Auch Hermann Schneider dürfte anderswo sein Glück versucht haben.

 

Dezember 2023

Equador - die erste Flugpost in die Vereinigten Staaten

Über Generationen hinweg mussten Briefe aus Equador mit dem Schiff die Westküste Südamerikas hinauf in die USA befördert werden. Zwei bis drei Wochen musste sich dann der Empfänger gedulden, bis er den Brief in seinen Händen war. Im Mai 1929 gab es dann eine schnelle Beförderung - die Luftpost. Nach nur wenigen Tagen war die Strecke bewältigt. Dieser Erstflugbrief legte nur einmal einen Zwischenstop in der Kanalzone ein, eher er in Chicago eintraf. Das der neue Service seinen Preis hatte und der Luftpostbrief ein vielfaches des gewöhnlichen Briefes kostete, nahm man sicher gern hin.

 

November 2023

Uruguay - die Eintagsfliege aus dem Luftpostdienst

Wer im Jahr 1925 in Uruguay einen solchen Brief aufgeben wollte, der musste sich beeilen. Die grüne Luftpostmarke im Wert zu 45 Centimos war nur am Ausgabetag, dem 25. September, gültig und wurde nicht postfrisch verkauft, sondern durfte nur von den Postbeamten verklebt werden. Sie deckte das Porto für den Erstflug von Montevideo nach Rincon ab - einen Flug innerhalb des kleinen Landes. Das vernehmlich Philatelisten die Marke verkleben ließen, ist nicht verwunderlich.

 

Oktober 2023

Costa Rica - Briefmarken, wie sie attraktiver nicht sein können

Der Absender dieses Briefes, ein Herr Westermann aus Costa Rica, war begeisteter Briefmarkensammler. Er war um 1912 aus Deutschland nach Costa Rica ausgewandert, um als Verwalter einer Kaffeeplantage zu arbeiten. In seine Heimat unterhielt er weiter vielfältige Verbindungen, um sein Hobby zu pflegen. Der Empfänger dieses Briefes aus dem Jahr 1936 dürfte sich besonderes über die schöne Frankatur gefreut haben. Um 1950 ist Herr Westermann übrigens nach Deutschland zurückgekehrt. Er hatte einen Bauernhof im niedersächsischen Bassum geerbt. Seine Sammlung brachte er natürlich mit.

 

September 2023

Uruguay - eine Rarität aus der frühen Luftpostzeit

Uruguay hat schon früh eine Vielzahl schön gestalteter Luftpostmarken herausgegeben. Ende der 1920er-Jahre erschien die erste Serie mit dem Pegasus-Motiv, gedruckt bei Waterlow & Sons in London im edlen Stichtiefdruck. Der Höchstwert der Serie hatte einen Nennwert zu 4,50 Pesos - und wurde nur in einer Auflage von 1500 Exemplaren gedruckt. Viele Marken und Briefe mit der Marke dürften die Jahrzehnte nicht überdauert haben. Hier klebt sie auf einem schweren Luftpostbrief nach Paris vom 13. Dezember 1929.

 

August 2023

Chile - Post an den früheren Kaiser

Am 21. Januar 1938 gab Carlos Strauss in Punta Arenas im Süden Chiles einen Brief ins ferne Europa auf. Empfänger war nicht irgendwer: Der Brief ist an den früheren deutschen Kaiser Wilhelm II. im niederländischen Exil auf Schloss Doorn gerichtet. Was wollte Senor Strauss vom Ex-Kaiser? Verspätete Neujahrgrüße ausrichten? Um Hilfe bitten? Wir wissen es nicht. Auch die Paraphe auf der Vorderseiten ist unklar. Ein zeithistorischer Beleg ist der Brief in jedem Fall.

 

Juli 2023

Argentinen - Katastrophenflug in die Niederlande

 

Im Februar startete in Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens, ein Flugzeug Richtung USA. Mit an Bord: Post für Europa. Dieser Brief war mit an Bord. Er wurde in den USA zensiert und weiter mit einem US-Flugzeug über den Atlantik befördert. Beim Anflug auf Lissabon kam es zur Katastrophe: Die Maschine stürzte am 22. Februar 1943 ab. Die Hintergründe sind unklar. Der Brief mit Bestimmungsort Amsterdam in den Niederlanden überstand den Absturz. Er wurde nach Deutschland transportiert, versiegelt und in Berlin zensiert. Ein histrisches Stück aus der düsteren Zeit des Zweiten Weltkrieges.

 

Juni 2023

Chile - Post aus dem Erdbebengebiet

> Am 22. Mai 1960 ereignete sich im Süden von Chile das schwerste Erdbeben, das jemals aufgezeichnet wurde - ein sogenanntes Megathrust-Erdbeben. Die Amplitude erreichte eine Stärke von 9,5 auf der Richterskala; bis zu 6000 Menschen wurden getötet, etwa 3000 verletzt. Besonders die Stadt Valdivia wurde schwer verwüstet, aber auch andere Kommunen verzeichneten schwere Schäden; etwa das ca. 110 Kilometer südlich gelegene Osorno. Die chilenische Regierung richtete für das Katastrophengebiet eine Zone ein, in der Portofreiheit herrschte. Auch Post dorthin war gebührenfrei. Der hier gezeigte Brief einer Bank in Osorno trägt einen Eindruck, der die Gebührenfreiheit bestätigt; er ist mit Luftpost und Einschreiben nach Österreich geschickt worden. Interessant ist, das einige Marken und auch der Freistempel auf der Rückseite noch die bis Dezember 1959 gültige Peso-Währung aufweisen, die übrigen Marken aber in der neuen Escudo-Währung gehalten sind. Eine seltene Mischfrankatur, wie sie attraktiver nicht sein kann.

 

Mai 2023

Peru - Postsperre am Beginn des Zweiten Weltkrieges

> Mit dem von Nazideutschland ausgelösten Zweiten Weltkrieg wurde auch der Luftpostverkehr von und nach Lateinamerika empfindlich getroffen. Die französische Air France flog zwar ab September 1939 noch; doch Briefe nach Deutschland wurden nicht mehr weitergeleitet, da beide Länder im Kriegszustand waren. Dieser Brief hier wurde im Dezember 1939 in Lima aufgegeben, der Hauptstadt von Peru. Der Absender wusste wohl um die Schwierigkeiten und hatte mit dem Umschlag um eine Beförderung mit der "Lufthansa", also einem deutschen Dienst, gebeten. Befördert wurde er dann aber mit der Air France, auf den Bermudas von den Briten zensiert und auch in Frankreich geprüft. Da eine Weiterleitung nicht möglich war, wurde er wieder zurückgeschickt. Ob der Absender, die bekannten Bayer-Werke mit einer Dependance in Lima, wohl erneut versucht hat, einen Brief zu versenden?

 

April 2023

Argentinien - verbilligte Weihnachtsgrüße zu Kriegszeiten

> Die Luftpostgebühren von Südamerika nach Europa - und auch die in der Gegenrichtung - waren bis in den Zweiten Weltkrieg hinein recht teuer. Die deutsche Fluggesellschaft Condor, die ab 1939 mit der italienischen Lati die Flüge über den Atlantik organisierte, hatte sich daher etwas einfallen lassen, um gerade zu Weihnachten und Neujahr Grußkarten attraktiv zu machen. Es wurde für den Zeitraum Mitte Dezember bis Mitte Januar ein speziell reduzierter Luftpostzuschlag angeboten, um Grußkarten schnell nach Europa befördern zu können. Dazu wurden auch attraktive Formulare mit künstlerischer Gestaltung aufgelegt - wie diese hier in Argentinien verwendete von Ende 1940. Sie koste nur 40 Centavos - 10 Centavos Postkartenporto und 30 Centavos Luftpostzuschlag. Regulär wären für den Luftpostzuschlag 1,25 Pesos zu zahlen gewesen.

 

März 2023

Kuba - eine kuriose Bestellung per Einschreiben

> Manchmal sind auch einfache Dinge nur schwer zu bekommen. Jedenfalls legt dies dieser eingeschriebene Brief aus Kuba das nahe, der am 8. September 1917 in Havanna auf die Reise ging. Ein gewisser Camilo Panerai, der als "Comisionista", also als als Großhändler, in Kubas Hauptstadt tätig war, bestellte in Dürrenaesch in der fernen Schweiz Bänder. Welcher Art sie waren, wissen wir nicht, aber in Kuba selbst konnte wohl niemand diese Ware fertigen. Die Lieferung dieser Bänder dürfte nicht so einfach gewesen sein, schließlich befand sich Europa im Ersten Weltkrieg und der Seeweg über den Atlantik war von Großbritannien gesperrt. Auf seine Bänder dürfte Senior Panerai sicher etwas gewartet haben.

 

Februar 2023

Ecuador - Stempelmarken als Briefmarken aufgebraucht

> Wenn ein Mangel an Briefmarken herrscht, dann muss die Post erfinderisch werden. Oft wurden dann Stempelmarken, die sonst nur fiskalischen Zwecken dienten, zu Postwertzeichen umgewidmet. Gerade in lateinamerikanischen Ländern wurde recht oft so verfahren. Der Grund: Viele Länder orderten ihre Briefmarken in den USA, da es dort leistungsfähige Großdruckereien gab, die große Auflagen zum günstigen Preis liefern konnten. Bestellt wurde dort jedoch mitunter sehr konservativ; es wurden eher zu wenig Marken bestellt, um die Kaufsumme niedrig zu halten. War der Verbrauch höher, trat Markenmangel ein Ecuador behalf sich auch damit, Fiskalmarken mit dem Wort "Postal", also "Postamtlich", zu überdrucken, um Briefe frankieren zu können. Die Briefmarke zu 10 Centavos links wurde übrigens bei der American Banknote Company in New York gedruckt, die Fiskalmarke bei Quayle & Son Corporation - ebenfalls in New York.

 

Januar 2023

Dominikanische Republik - Frühe Flugpost in die USA

> Flugpost aus den 1920er Jahren ist oft nicht häufig anzutreffen. Die Technik der Fluggeräte war noch niedrig; Flüge über große Distanzen kaum möglich. Dennoch gab es damals schon Briefe, die auch über größere Distanzen per Luftpost befördert wurden - wie etwa diesen Brief hier aus der Dominikanischen Republik vom 11. Januar 1929. Er ging nach Washington und trägt rückseitig einen Luftpost-Durchgangsstempel aus Miami vom 12. Januar und war vermutlich am nächsten Tag in der US-Hauptstadt. Ob das die Post heute auch noch schafft?

 

Dezember 2022

Venezuela - Post in ein verbrecherisches Land

> Der Nationalsozialismus und das vom ihm begründete "Dritte Reich" sind mit ihren monströsen Vebrechen das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Doch nicht nur in Deutschland, auch im Ausland gab es Unterstützer für die braunen Machthaber - selbst in Überseee. Ein Hans E. Larsen, wohl ein deutschstämmiger Auswanderer, richtete jedenfalls 1934 aus Maracaibo in Venezuela einen Brief an die Auslandsorganisation der NSDAP in Hamburg. Er frankierte den Brief korrekt mit einer Überdruckmarke zu 37,5 Centimos für das Auslandsporto, doch danach hatte er offenbar Bedenken, den Brief über die venezuelanische Post abzuschicken. Fürchtete er, man könnte den Brief angesichts des Adressaten öffnen und der Inhalt ihn dann kompromittieren? Jedenfalls übergab er den Brief offenbar einem privaten Boten, vermutlich einem deutschen Seemann in der Hafenstadt Maracaibo. Dieser gab ihn dann bei seiner Ankunft in Hamburg beim dortigen Hauptpostamt am 10. August 1934 auf und frankierte ihn korrekt mit dem Ortsporto zu 8 Pfennig. Wer war Hans E. Larsen? Er hat sich vermutlich nicht nur durch Briefe den Nazis angedient, denn am 17. Juli 1941 taucht er auf der amerikanischen Liste feindlicher Personen "The Proclaimed List of Certain Bloked Nationals" in Washington auf; ebenso auf einer "Black List" Großbritanniens. Die US-Liste umfasst immerhin 1835 Personen und Firmen in Lateinamerika, die Washington als feindlich einstufte. Die meisten stammten aus Argentinien (289) und Brasilien (265); Venezuela (60) nimmt eher einen hinteren Platz ein. Was Hans E. Larsen gemacht hat, ist dem Internet nicht zu entnehmen, auch über sein späteres Leben kann man nur etwas vermuten. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sehr rasch der Kalte Krieg, der mit dem Beginn des Korea-Krieges 1950 im Westen in eine antikommunistische Hysterie einmündete. In den USA waren das die Jahre der McCarthy-Ära, die "Schwarzen Listen" des Zweiten Weltkriegs waren vergessen. Möglicherweise konnte Larsen das für sich nutzen und in die USA einwandern. Eine Lokalzeitung an der Ostküste der Vereinigten Staaten vermeldete 1953, das ein Hans E. Larsen seine Tochter glücklich verheiraten konnte. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der Altnazi Larsen später als unauffälliger Bürger lebte - wie so viele andere Altnazis in Deutschland auch.

 

November 2022

Argentinien - Massenfrankatur aus einem kleinen Ort

> Luftpostbriefe nach Übersee waren in den 1930er-Jahren noch recht kostspielig. Auch dieser Brief hier aus Argentinien von 1933 kostete immerhin 3,15 Pesos - ein hohes Porto für diese Zeit, hätte der gewöhnliche Brief doch nur für 12 Centavos verschickt werden können. In dem kleinen Ort Puerto Santa Cruz war man vermutlich auf hohe Porti im Peso-Bereich nicht eingerichtet, und so musste der Postbeamte immerhin u. a. 30 Marken im Wert von 10 Centavos verkleben, um den Brief nach Großbritannien zu frankieren. Optisch sieht es nach einer Inflationsfrankatur aus. Das ist sie aber nicht, denn der argentinische Peso war damals sehr wertstabil, und das südamerikanische Land zählte zu den zehn reichsten Ländern der Welt.

 

Oktober 2022

Panama - ein kurzer Gruß aus der Ferne

> Im September 1913 reiste ein Deutscher, vermutlich ein Seemann, um die Welt. Auch in Panama, dem Land mit dem berühmten Kanal, ging er an Land und schickte von dort eine Postkarte mit einem kurzen Gruß und einer schönen Mehrfachfrankatur nach Hamburg. Der Empfänger hätte sicherlich gern etwas mehr aus Panama erfahren, aber vielleicht ging es ihm auch nur um die Briefmarken.

 

September 2022

Ecuador - ein Seebeck-Brief ohne Sammlereinfluss 

> Die Seebeck-Ausgaben des Amerikaners Nicolas F. Seebeck haben keinen guten Ruf in der Sammlerschaft. Der deutschstämmige New Yorker machte damit in den 1890er-Jahren Geschäfte, denn er druckte alljährlich mehr Marken, als die von ihm belieferten Länder in Mittel- und Südamerika benötigten. Die Überschüsse verkaufte er weltweit an Sammler, die über die Vielzahl der Marken nicht eben glücklich waren. Selten sind die Seebeck-Marken und -Ganzsachen, wenn sie tatsächlich im Ursprungsland verwendet wurden. Hier wurde in Ecuador tatsächlich ein Ausschnitt des 10-Centavos-Ganzsachen-Umschlags von 1893 auf einem Auslandsbrief nach Bordeaux in Frankreich verwendet - eine wirklich kaum zu findene Bedarfsverwendung.

 

August 2022

Guatemala - Sieben Jahre im Briefkasten vergessen

> Irgendwann im Jahr 1885 warf jemand diesen Ortsbrief in Guatemalas Hauptstadt Guatemala-Stadt in einen Briefkasten. Wir wissen nicht, ob sich etwas wichtiges in dem Umschlag befunden hat, doch bei der Firma Hockmeier hat man vergeblich auf die Zustellung gewartet. Der mit einer Marke zu einem Centavo der Ausgabe Quetzal des Jahres 1885 frankierte Umschlag blieb nämlich sieben (!) Jahre im Briefkasten liegen, bevor ihn ein Beamter entdeckte, am 22. Juni 1892 abstempelte und zustellte. Auf der Rückseite wurde das peinliche Malheur von Manuel de Leon, sicher ein Postbediensteter, mit Tinte korrekt vermerkt: "Dieser Brief wurde in diesem schlechten Zustand vom Postboten im Briefkasten Nr 15 gefunden." Klar, bei den tropischen Temperaturen in Guatemala konnte er nicht mehr frisch aussehen. In der Firma Hockmeier dürfte man sich über diese späte Post sicher gewundert haben. Nebenbei ist so auch die späteste Verwendung dieser Ausgabe entstanden.

 

Juli 2022

Paraguay - Post vom Baumarkt aus der Provinz

> Baumärkte sind heutzutage weithin bekannt; wer Haus und Garten hat, schätzt die Vielfalt des Sortiments. Weniger bekannt ist wohl, dass es sie früher auch schon gab - selbst in Paraguay. Das Geschäft Fernandez in der Stadt Pilar jedenfalls firmiert auf diesem Briefumschlag als Baumarkt und allgemein als Laden. Man konnte wohl alles mögliche dort erwerben. Kurios aus heutiger Sicht ist, dass Senor Fernandez auch Obst an- und verkaufte. Das würden Obi, Hornbach und andere heute ablehnen. Das Unternehmen in Pilar muss einen ansehnlichen Umsatz gemacht haben, denn es hatte sich Privatganzsachen drucken lassen, um die Geschäftspost rationeller abwickeln zu können. Dieser Brief ging per Einschreiben am 23. Oktober 1929 nach Buenos Aires / Argentinien. Der Obsthandel wird wohl nicht das Thema des Schreibens gewesen sein; dafür war der Weg zwischen den beiden Städten sicher etwas zu weit.

 

Juni 2022

Chile - Ein britischer Seemann schreibt in die Heimat

> Im Herbst 1885 lag das britische Kriegsschiff "HMS Conquest" (Bild) im Hafen der Stadt Coquimbo in Chile, und der Seemann Arthur Kendall wollte seiner Familie daheim im Londoner Stadtteil Rotherhithe ein Lebenszeichen geben von seiner sicher sehr langen Seereise. Die britische Admiralität hatte dafür mit der Postverwaltung einen speziellen Portosatz ausgehandelt: Egal von wo der Brief aufgegeben wurde, einfache Seeleute zahlten immer nur den britischen Inlandstarif von einem Penny. Schließlich war deren Heuer nicht eben hoch und teure Auslandstarife, zumal vor der Gründung des Weltpostvereins, hätten sich viele Seeleute nicht leisten können. Der Brief wurde mit einem Penny freigemacht, der Kommandant des Schiffes bescheinigte per Unterschrift unten links, dass der Absender berechtigt war, das verbilligte Porto in Anspruch zu nehmen und das Londoner Hauptpostamt prüfte den Brief und entwertete die Marke. Am 22. Januar 1886 kam der Brief dann in der Abbeyfield Road an. Man wird dort darauf gewartet haben.

 

Mai 2022

Guatemala - Eine Postkarte unter Dampf

> Fast möchte man ein wenig zurücktreten ob des herannahenden Zuges, der direkt auf den Betrachter dieser Postkarte zufährt. Gerade die mittelamerikanischen Staaten hatten vor 1900 sehr elegant und künstlerisch gestaltete Briefmarken und Ganzsachen - wie etwa diese hier aus Guatemala aus dem Jahr 1895, die als Inlandsdrucksache eines Händlers lief. Geliefert wurden sie von dem berühmt-berüchtigten Nicolas F. Seebeck, der sie in New York fertigen ließ und sie dann vielen Ländern Mittelamerikas kostenfrei überließ. Sein Ziel: Er schuf jedes Jahr neue Ausgaben und hatte das Recht, "seine" Briefmarken und Ganzsachen an die Sammler zu verkaufen. Es war ein einträgliches Geschäft. Die beeindruckend schöne Gestaltung der Stücke war bestimmt ein Punkt, um den Verkauf an die Philatelisten in aller Welt zu fördern.

 

April 2022

Mexiko - Ein philatelistischer Gruß in die alte Heimat

> Briefmarken wurden in früheren Jahren von Kindern weitaus häufiger gesammelt als dies heute der Fall ist. Gerade Marken aus fernen Ländern vermittelten einen kleinen Eindruck von der Kultur und dem Leben dort. Heute erhält man vielfältigere Eindrucke über die elektronischen Medien. 1912 war das anders. Der Schüler Heinrich Jahns in Wunstorf bei Hannover erhielt von einem Freund der Familie im fernen Mexiko eine schöne Postkarte mit "den gewünschten Marken", die er nun "in seinen Album kleben" könne. Zuvor hatte der Junge dem Bekannten zum Geburtstag gratuliert und ein paar Marken erbeten. Heinrich Jahns war offenbar ein aufgeweckter Schüler, denn er hat die Marken nicht abgelöst, sondern die dekorative Karte als ganzes in seine Sammlung getan.

 

März 2022

Argentinien - Eine fleißige Post in einer großen Stadt

> Auch in Argentinien gab es, wie in vielen anderen Ländern auch, ein ermäßigtes Ortsporto. Die Post hielt dafür spezielle Ganzsachen bereit - wie etwa dieses Exemplar hier. Diese Karte lief 1887 innerhalb der Hauptstadt Buenos Aires. Die Zahl der Stempel, auch auf der Rückseite befindet sich noch einer, zeigt, dass sich die Beamten für zwei Centavos sehr viel Arbeit gemacht haben.

 

Februar 2022

Chile - Schwere Post, die den Zoll misstrauisch macht

> Am 18. August 1959 schickte ein offenbar deutschstämmiger Apotheker aus Santiago in Chile einer Familie in Zwickau in der damaligen DDR einen mit 33 Gramm recht schwergewichtigen eingeschriebenen Brief. Waren vielleicht Tabletten darin? Wer weiß. Jedenfalls prüfte der DDR-Zoll die Sendung, ließ sie aber dann aber doch ohne Gebühren passieren. Familie Strunz in Sachsen dürfte darüber froh gewesen sein. 

 

Januar 2022

Honduras - Mal alles ganz in Grün

> Druckwerke werden in der Regel so gestaltet, dass sie gut lesbar sind. Bei dieser Auslandsganzsache aus Honduras aus dem Jahr 1899 hat man darauf offenbar keinen Wert gelegt. Sie wurde in blaßgrüner Farbe auf grünem Papier gedruckt - und ist entsprechend schwer sichtbar. Vielleicht hatte die Druckerei einfach kein anderes Papier und keine andere Farbe.

 

Dezember 2021

Chile - Eine Schiffspost mit dem Küstendampfer

> Landwege waren im 19. Jahrhundert oft beschwerlich; der Seeweg war oft schneller. Das war auch in Chile so, das in Nord-Süd-Ausdehnung über tausende Kilometer Küste verfügt. Dieser Brief hier vom 15. Oktober 1856 wurde in Conception aufgegeben und reiste mit dem Küstenschiff "Constitution" nordwärts nach Valparaiso. Der Brief kostete 20 Centavos in der Gewichtsstufe bis eine Unze (28,8 Gramm) und einen Schiffpostzuschlag von 5 Centavos, der mit einer halbierten Marke bezahlt wurde. 

 

November 2021

Guatemala - Als R-Briefe noch aufwendig behandelt wurden

> Eingeschriebene Briefe werden heute mit all der anderen Post zusammen in den Postsack gesteckt. Früher wurden diese Sendungen besonders behandelt - wie dieses Beispiel aus Guatemala zeigt. Das Gewicht des Briefes wurde 1933 sorgfältig auf dem Brief vermerkt und dieser dann in besonderen, mit Schlössern versehenen Beuteln verschickt. Sicherheit stand damals offenbar an oberster Stelle.

 

Oktober 2021

Argentinien - Wirklich zu schade für den Papierkorb

> Freistempler haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Sie sind mitunter atttraktiv gestaltet - wie dieser hier auf einem Luftpostbrief aus Argentinien von 1937 nach Portugal und dann weitergeleitet nach Deutschland . Und sie sind auch recht selten, denn sie wurden früher oft weggeworfen, schließlich klebten keine Briefmarken darauf. Dabei erzählen sie Postgeschichte wie alle anderen Briefstücke auch.

 

September 2021

Mexiko - Wenn bei der Beförderung was schief läuft

> Marken aufkleben, stempeln, in die Abgangsost geben. Das hatte auch der Postbeamte im Postamt von Juarez in Mexiko 1950 so getan und den Brief in die weit entfernte Schweiz geschickt. Irgendwo unterwegs fiel dann links auf dem Umschlag eine Marke ab - oder wurde von einem sammelnden Postmitarbeiter abgelöst, auch das gab es. In Zürich wurde das Malheur erkannt und ein entsprechender Stempel abgeschlagen - andernfalls hätte der Empfänger noch Nachporto bezahlen müssen. 

 

August 2021

Nicaragua - eine elegante Ganzsache

> Ganzsachen lassen sich auch besonders attraktiv gestalten. Diese Postkarte aus Nicaragua aus dem Jahr 1887 ist ein Beispiel dafür. Sie wurde in Leon aufgegeben und ist in das Nachbarland Casta Rica adressiert. Bestätigt wird der Erhalt eines Telegramms Postkarten werden heute immer weniger verschickt; Telegramme gibt es schon nicht mehr. So ändern sich nicht nur bei der Ganzsachengestaltung die Zeiten.

 

Juli 2021

Argentinien - Grüße in die alte Heimat von einer langen Reise

 

> Wer in früherer Zeit auswanderte, zumal auf einen anderen Kontinent, der sah seine alte Heimat oft nie wieder. Zu weit, zu beschwerlich und oft auch zu teuer, waren die Reisen. Der Absender dieser Karte indes konnte es sich offenbar leisten, einmal wieder nach Deutschland zu fahren. Nach seiner Rückkehr nach Argentinien schrieb er seiner Enkelin in Derschlag bei Köln, dass er sicher und gesund in Argentinien abgekommen ist. Der Schrift nach zu urteilen, war "Onkel Carl" schon etwas älter. Argentinien war damals ein sehr beliebtes Auswanderungsland. Es zählte zu den reichsten Ländern der Welt. "Reich wie ein Argentinier" war einst ein oft genutztes Sprichwort.

 

Juni 2021

Ecuador - als Urlaub dort noch recht ungewöhnlich war

> Urlaubsreisen nach Südamerika sind zwar heute nicht die Regel, aber auch nicht exotisch. 1951 war das noch anders. Dieser Brief hier wurde von einem Dänen aus Guayaquil in Ecuador in die Heimat geschickt; der Briefinhalt befindet sich noch im Umschlag. Dort wird sicher schon sehnsüchtig auf Nachrichten aus dem fernen Land gewartet haben.

 

Mai 2021

Costa Rica - Nachricht aus der Schweiz Mittelamerikas

> Die mittelamerikanischen Länder haben nicht gerade den besten Leumund. Costa Rica ist in der Region eine Ausnahme. DAs Land ist politisch und wirtschaftlich stabil; Militärputsche, die anderswo oft für Unruhe sorgten, sind nicht möglich, da das Land seine Armee schon vor Jahrzehnten aufgelöst hat. Bereits 1905 war der kleine Staat bei deutschen Auswanderern sehr beliebt, die oft Kaffeeplantagen anlegten und den guten Ruf des costa-ricanischen Kaffees begründeten. Vielleicht enthielt dieser Brief aus Limon auch eine Kaffee-Offerte - die Destination Hamburg als größter Importhafen für die Bohnen lässt es jedenfalls vermuten.

 

April 2021

Argentinien - wenn der Text für den Postler geheim bleiben soll

> Die argentinische Post hat einst Dekor-Umschläge herausgegeben, in denen konnten Postkarten verschickt werden, ohne das "Fremde" der Text zugänglich war. Die Frankatur konnte auch auf der innenliegenden Post angebracht werden, dazu war ein Sichtfenster in den Umschlag eingestanzt. Bei diesem Umschlag finden wir die nötige Frankatur vor- und rückseitig verklebt, gelaufen von San Carlos, Santa Fé (eine Schweizer Kolonie) in Argentinien nach Urdorf in der Schweiz. Solche Umschläge gibt es ab 1908 bis in die 1950er-Jahre. Auch ein solcher Umschlag aus Paraguay ist bekannt. Da im Laufe der Zeit viele Markenausgaben im Nachbarland Argentinien gedruckt wurden, ist es möglich, dass auch diese Versandform dort übernommen wurde.

 

März 2021

Argentinien - ein häßlicher Beleg, aber eine seltene Portostufe

> Zugegeben: Sammler suchen heute immer den sauberen, weitgehend makellosen Beleg. Mitunter ist das aber unmöglich. Etliche seltene Portostufen lassen sich kaum in guter Erhaltung finden - wenn man sie denn überhaupt einmal entdeckt. Diese Vorderseite etwa ist rar, handelt es sich doch um eine Warenporobe per Einschreiben aus Argentinien. Oft waren die Versandtaschen voluminös; die Marken hafteten nicht richtig, rissen aus dem langen Postweg ein und wurden zudem noch unzulänglich gestempelt. Meist landeten diese Belege im Müll. Bei diesem hier aus dem Jahr 1931 wurde wenigstens die Vorderseite aufbewahrt.

 

Februar 2021

El Salvador - Aufwerten einmal ganz anders

> Hoppla, wer hat sich da geirrt? Der Brief aus der Hauptstadt San Salvador in El Salvador war 1957 mit einem Freistempel zu 72 Centavos freigemacht worden. Aber das reichte offenbar nicht, und so wurde noch eine Marke im Wert von 22 Centavos hinzugeklebt, um das Porto nach Deutschland abbilden zu können. Immerhin ist so ein sehr dekorativer Brief entstanden.

 

Januar 2021

Peru - Post zum berühmten Silberberg

> Potosi? Wer kennt heute noch die Staat in Bolivien. Sie liegt am Fuß des Berges Cerro Rico (deutsch: Reicher Berg, dessen Silberreichtum Potosí im frühen 17. Jahrhundert zu einer der größten Städte der Welt machte und von dessen Silber- und Zinnvorkommen die Stadt noch heute abhängig ist. Der Absender dieses Briefes aus Arequipa / Peru, der ihn in der spanischen Kolonialzeit aufgab, benötigte vielleicht eines der Metalle. Wir wissen es nicht. Leider sind aus der spanischen Kolonialzeit oft nur Briefvorderseiten erhalten geblieben.

 

Dezember 2020

Ecuador - eine Antwort, die man selten findet

> Schnell und einfach antworten - das war seit 1886 weltweit mit der sogenannten Antwortkarte möglich. Der Wertstempel des Abgangslandes war damit auch im Empfängerland gültig. Bis 30. Juni 1971 gab es diesen Service, doch bereits in den Jahren davor war er nicht mehr sonderlich beliebt. Die Karte hier zeigt den letzten Wertstempel "Große Bauwerke" der Deutschen Bundespost, der für eine Auslandsantwortkarte verwendet wurde. Der Absender in Quito / Ecuador frankierte noch den Sonderdienst Einschreiben hinzu. Abstempeln mochte der Beamte in Quito den exotischen Wertstempel zunächst nicht; er durchbalkte ihn nur. Die Post in Oberkochen erledigte das dann.

 

November 2020

Argentinien - wenn die Steuerverwaltung in den Brief schaut

> Klar: Steuern zahlen ist wichtig; der Staat muss seine Gemeinwohlaufgaben erfüllen können. Aber dennoch schmerzt es immer ein wenig, wenn man etwas abgeben muss. Vielleicht musste dies auch Wilhelm Schröder, der 1922 in Dresden diesen Brief über 20 Gramm Gewicht aus Argentinien erhielt. Der Brief war am 7. November in Buenos Aires abgeschickt worden und traf am 13. Dezember bei der Auslandsstelle des Bahnpostamts 19 in Frankfurt/Main ein. Dort wurde er von einem Beamten der Reichsfinanzverwaltung geöffnet. Das Deutsche Reich litt damals unter einer hohen Inflation; zugleich drückten die Reparationslasten des Ersten Weltkriegs. Devisen waren knapp - und so wurden alle dickeren Briefe aus dem Ausland geöffnet um nachzuschauen, ob nicht werthaltige Banknoten darin waren. Bei Argentinien war das durchaus anzunehmen, gehörte es doch zu den reichsten Ländern der Welt. Nicht nur die Inflation, auch der Wohlstand Argentiniens ist Vergangenheit.

 

Oktober 2020

Guatemala - ein sehr schmerzhaftes Nachporto

> Nachporto bezahlen zu müssen, ist immer eine recht ärgerliche Angelegenheit. Warum hat der Absender nicht korrekt frankiert? War es Gedankenlosigkeit oder war ich ihm nicht mal das Briefporto wert? Vielleicht hat das auch die Dame gedacht, die im Herbst 1952 in Hamburg in Portemonnaie greifen musste, um dem Postboten den Fehlbetrag für einen Brief aus Guatemala zu erstatten. Ein Herr Suevern in Coban hatte ihr einen Luftpostbrief geschickt, ihn mit 36 Centavos deutlich unterfrankiert. Merkwürdig, schließlich wurde der Brief mittels Freistempel bei der Post freigemacht. Aber dennoch wurden in Hamburg 300 Pfg., also drei Mark Nachporto fällig. Dafür musste ein Handwerker etwa zwei Stunden arbeiten. Hoffentlich war Herr Suevern oder der Briefinhalt den Betrag wert.

 

September 2020

Uruguay - ungewöhnliche Post in die alte Welt

> Wer früher Post in die alte Welt schickte, der musste offenbar einiges über die dortigen Verhältnisse wissen. Diese Karte wurde im Herbst 1912 aus Montevideo in Uruguay in das Osmanische Reich geschickt - und der Absender wusste, dass es dort in Konstantinopel, der Stadt am Bosporus, Postämter diverser ausländischer Staaten gab. Adressiert hatte er die Karte, die als Drucksache gelaufen ist, an das französische Postamt. Bearbeitet wurde das Poststück dann aber vom österreichischen Postamt. Die Karte erreichte den Empfänger am 6. Dezember 1912 - und das wird dem Absender sicher das wichtigste gewesen sein.

 

August 2020

Mexiko - wo der Stierkampf (auch) zu Hause ist

> Stierkampf - eine spanische Leidenschaft! Nur eine spanische? Offenbar auch ein mexikanisches Volksvergnügen, wie diese Postkarte aus dem Jahr 1907 beweist. Gerichtet war die Karte an den "lieben Onkel" in Deutschland. Und der war sicher erstaunt über die ungewöhnliche Optik aus dem fernen Mexiko.

 

Juli 2020

Chile - Dienstpost nach Übersee

> Dienstbriefe sind gewöhnlich solche, die nur im Inland laufen. Auch die Marken, so ein Staat denn spezielle Postwertzeichen für den Dienstgebrauch verausgabte, waren oft nur im Inland gültig. Auch Chile hatte Dienstmarken in vielfältiger Ausführung - die als Auslandsverwendung möglich waren. Zu sehen ist hier ein Luftpostbrief vom 15. Februar 1934 aus Santiago; Absender ist das Außenministerium. Der Brief war zunächst an den Konsul in Bayonne gerichtet, wurde dann aber nach Biarritz weitergeleitet - der Konsul war vielleicht dort im Urlaub. Interessant sind diese Briefe auch deshalb, weil die Luftpostbeförderung Rätsel aufgibt. Die Marken im Wert von 1,20 Pesos decken nur den Tarif für einen Auslandsbrief ab. Der Luftpostzuschlag wurde vermutlich pauschal - entweder monatlich oder jährlich - vom chilenischen Staat an die Luftfahrtgesellschaft bezahlt. In diesen Jahren waren es die Franzosen, die den Transatlantikdienst aufrecht erhielten - mit der späteren Gesellschaft Air France.

 

Juni 2020

Chile - schnell, schneller, ein Telegramm

> Wer heute eine schnelle Nachricht loswerden möchte, der greift zum (Mobil-)Telefon, schreibt eine Mail oder SMS oder versendet eine What's-App-Nachricht. Das war früher natürlich nicht möglich. Die schnellste Form der Nachrichtenübermittlung an Jedermann war das Telegramm. Per Telegrafie - zunächst nur via Kabel, später auch drahtlos - kamen dringende Botschaften rasch an. Das war auch in Chile üblich. Überliefert sind schöne Belege mit eindrucksvoller Aufmachung. Gezeigt wird hier ein Umschlag der staatlichen Telegrafengesellschaft vom 18. Januar 1899, der innerhalb Santiagos lief. Mit ihm wurde die Botschaft an den Empfänger zugestellt. Der Ortsbrief kostete 2 Centavos. Warum hier das Strafporto (doppelter Portosatz) erhoben und mit Nachportomarken verklebt wurde, ist unklar. Vermutlich waren Post- und Telegrafenverwaltung organisatorisch getrennt. In jedem Fall macht der Beleg klar, dass die moderne Technik nicht solche Zeitzeugnisse zu hinterlassen vermag.

 

Mai 2020

Nicaragua - Langstreckenflüge als großes Abenteuer

> Langstreckenflüge sind heute nichts mehr außergewöhnliches. Ein Shoppingwochenende in New York ist selbst für Normalverdiener erschwinglich und nicht einmal exotisch. Anfang der 1930er-Jahre sah das noch anders aus. Die Beförderung dieses Luftpostbriefes hier vom 5. November 1932 aus der nicaraguanischen Hauptstadt Managua war sicherlich ein fliegerisches Wagnis. Der Brief flog von Nicaragua Richtung USA, sicher über Texas, und dann bis New York. Von dort ging es rund 6000 Kilometer über den Atlantik bis Großbritannien und dann auf der letzten Etappe bis Hamburg. Zur Erinnerung: Die erste Überquerung des Atlantiks Non-stop von Charles Lindberg fand erst 1927 statt. Das Flugzeug, das diesen Brief beförderte, wird aber sicher anders ausgesehen haben, als der Luftpost-Cachetstempel und das Motiv der 15-Centavos-Marke vermuten lassen.

 

April 2020

Guatemala - als Antworten aus Übersee noch Zeit benötigten

> Eine Antwort auf eine Frage ist in unserer Zeit oft nur eine Frage von Sekunden - Telefone, E-Mails oder andere Messangerdienste machen es möglich. Früher indes musste man viel Geduld haben. Irgendwann im Sommer 1895 richtete ein Carlos W. Kraemer aus Guatemala-Stadt eine Anfrage in die alte Heimat Deutschland, nach Stuttgart. Er verwendete eine sogenannte Antwortkarte, deren anhängender Teil als vorausbezahlte Rückantwort weltweit nutzbar war. Am 1. September 1895 gab dann der Empfänger den Antwortteil in Stuttgart zur Post, am 4. Oktober traf die Karte in Guatemala ein. Vermutlich hat die Klärung der Angelegenheit alles in allem etwa ein Vierteljahr gedauert. Dafür dürfte der Absender seine Worte aber gut gewählt haben. Das ist in unseren schwatzhaften Zeiten nicht immer so.

 

März 2020

Brasilien - eine Zeit, in der Flugreisen noch ein exklusiver Luxus waren

> Über Flugreisende hat in jüngster Vergangenheit der Inhaber einer Billigfluglinie einmal gespottet, Passagiere seien nichts weiter als "sich selbst verladenes Gepäck". In der Zeit zwischen den Weltkrieges war eine Flugreise hingegen ein Vergnügen für die betuchte Oberschicht wie dieser dekorative Luftpostbrief aus Brasilien von 1932 veranschaulicht. Wo findet man heute noch einen so adretten Steward am Flughafen? Und war hat noch einen Dienstboten auf dem Weg zum Flugzeug an seiner Seite, der für einen die Koffer wuchtet? Niemand, die Zeit ist vorbei, dafür dürfte heute selbst die Holzklasse bequemer sein als der Komfort damaliger Propellermaschinen. Recht schnell waren die auch schon: Der Brief hier wurde am 11. März 1932 in Rio de Janeiro aufgegeben und war bereits, befördert durch die US-Fluggesellschaft Panair, am Folgetag auf den Niederländischen Antillen. Ob das die Post heute auch noch schafft?

 

Februar 2020

Dominikanische Republik - ein Inselstaat, lange bevor er zum Urlaubsland wurde

> Urlaub in der Dominikanischen Republik? Heute gilt der Karibikstaat längst nicht mehr als exotisches Reiseziel. Massentourismus aus Europa und Nordamerika spülen viel Geld in die Staatskasse. Das war natürlich nicht immer so - schon allein deshalb nicht, weil das Land in der Zeit, als Segelflüge schon eine Pionierleistung waren, nur sehr zeitraubend zu erreichen war. Diese Auslandsganzsache hier wurde in Santo Domingo, der Hauptstadt, am 15. November 1895 aufgegeben und erreichte den Bestimmungsort Hannover in Deutschland am 5. Dezember. Für die damalige Zeit ein beeindruckendes Tempo, doch für einen Urlaub dauerte die An- und Abreise damals dann doch wohl zu lange.

 

Januar 2020

Peru - ein aussagekräftiger Luftpostbrief von 1937 nach Italien

> Anlässlich der Interamerikanischen Luftverkehrskonferenz 1937 wurden in Peru vier Luftpostmarken ausgegeben. Obenstehender Brief wurde via Faucett (Compania de Aviacion Faucett SA.) und Air France, blauer Stempel oben links, nach Torino befördert. Von da aus ging dann die Reise mit der Bahnpost weiter nach Genua - bis der Empfänger im kleinen Dorf Sori östlich von Genua erreicht wurde, was die Stempel auf der Briefrückseite belegen. Auf der 15-Centavos-Marke sehen wir das Porträt von Jorge Chavez, der auch hier in Europa kein Unbekannter ist - durch seinen Erstflug über die Alpen, Brig –Domodossola, der leider infolge Absturz bei der Landung für den Pilot tödlich endete. Das Briefporto setzt sich wie folgt zusammen: Luftpost Peru bis Europa 1.65 Peso plus 20 Centavos Einschreiben. 

 

Dezember 2019

Bolivien - ein sicher alter Kontakt über alle Kontinente hinweg

> Das Jahr 1946 - die Schrecken des Zweiten Weltkrieges lagen nur wenige Monate zurück. Und überall auf der Welt mussten sich Menschen, die vor dem Nazi-Regime geflüchtet waren, neu orientieren. Blieb man in der neuen Heimat? Kehrte man nach Deutschland zurück? Oder, wenn man jüdischer Flüchtling war, gab es eine Möglichkeit, nach Palästina, der kommenden Heimstätte der Juden aus aller Welt, zu emigrieren? Wir wissen nicht, was Heinz Licht Ende September 1946 seinem Freund Felix Gluskinus in Tel Aviv geschrieben hat, der Inhalt des eingeschriebenen Luftpostbriefes aus La Paz in Bolivien fehlt leider. Vielleicht kannten sich beide noch aus ihrer Zeit in Deutschland? Konnte Felix Gluskinus Heinz Licht bei der Auswanderung nach Palästina helfen? Sicher ist: Der Brief macht deutlich, dass jeder postgeschichtliche Brief ein Fenster der Geschichte öffnet.

 

November 2019

Venezuela - ein Luftpostbrief in den Wirren des Krieges

> Im 19. Jahrhundert benötigte ein Brief mit dem Schiff von Venezuela bis Europa etwa drei Wochen. Später beschleunigten Flugzeuge die Postbeförderung. Doch im Zweiten Weltkrieg dehnten sich die Laufzeiten der Briefe aus Südamerika wieder extrem aus. Der oben gezeigte Brief wurde am 17. Juni 1941 in der Hauptstadt Caracas zur Post gegeben - und erreichte den Empfänger erst etwa drei Monate Später. Die Schneckenleistung war mit den Wirren des Krieges begründet. Der Brief durchlief die US-Zensurstelle auf den Bahamas, wurde dann über New York und Lissabon mit dem Flugzeug befördert und von dort per Bahn über Spanien weiter Richtung Norden. Die deutsche Zensurstelle Köln prüfte den Inhalt abermals. Vermutlich am 17. September 1941 traf er am Bestimmungsort ein. Eine großartige Leistung trotz allem, denn die Widrigkeiten jener Zeit sollte man nicht unterschätzen.

 

Oktober 2919

Guatemala - ein Einschreiben begibt sich auf verschlungene Wege

> Postsendungen - das sind gemeinhin Stücke, die von A nach B befördert werden. So ist es oft, aber eben nicht immer - und das macht die Philatelie interessant. Dieser eingeschriebene Brief hier wurde wurde am 25. Februar 1939 von einem US-Amerikaner aus dem Neuengland-Staat Rhode Island in Guatemala zur Post gegeben. Adressiert war er nach Haiti - eine immer recht seltene Destination. Man darf annehmen, dass der Brief direkt in östliche Richtung in die Karibik befördert wurde. So war es aber nicht: Der Brief erreichte am 1. März Kubas Hauptstadt Havanna und reiste dann Richtung Norden nach New York; ganz so, wie es der Absender gewünscht hatte. Am 5. März kam er in der Hafenstadt an der US-Ostküste an und am 10. März dann am Empfangsort. Warum der Umweg gewählt wurde, ist unklar. Möglicherweise lag das daran, dass Haiti französisch geprägt war und Schiffe dorthin - vermutlich französische Schiffe - nur ab New York fuhren. Man sieht: Interessante Leitwege sind nicht nur auf Post des 19. Jahrhunderts zu finden.

 

September 2019

Chile - ein Brief aus schwerer Zeit mit seltener Destination

> Briefe mit seltenen Destinationen gehören seit einigen Jahren zu den Höhepunkten einer Sammlung. Wenn sie dann noch aus einer schweren Zeit stammen, sind sie ganz besonders interessant. Der eingeschriebene Brief aus Chile hier wurde am 1. April 1941 in Serena zur Post gegeben und war nach Niederländisch-Indien adressiert. Er passierte auf dem Schiff den Panamakanal, durchlief New York, und nach einer Reise mit der transkontinentalen Eisenbahn erreichte er San Francisco. Am 10. Juni kam er per Schiff in Sumatra an - ein schnelles Tempo für die Kriegszeit. Kurze Zeit später wurde die niederländische Kolonie von Japan besetzt. Der Brief ist zusätzlich attraktiv, weil er ausschließlich mit Marken aus dem Satz zum Jubiläum der spanischen Kolonialisierung Chiles frankiert wurde. 

 

August 2019

Kolumbien - oder eine besondere Art, Wertbriefe zu versenden

> Wertbriefe waren früher ein unverzichtbarer Teil des Geschäftslebens. Mit ihnen bezahlte man bar seine Rechnungen, denn Girokonten in der heutigen Form gab es im 19. Jahrhundert noch nicht, und über Bankkonten verfügte auch nicht jeder. Kolumbien hatte sich eine extravagante Form der Wertbriefbehandlung ausgedacht. Frankiert wurden die Kuverts nicht mit Marken, sondern mit besonderen Wertaufklebern mit eingedruckter Portoangabe - Ganzsachen gewissermaßen. Bei der Zustellung quittierte dann der Empfänger den Erhalt der Sendung; der Coupon wurde abgetrennt und verblieb als Auslieferungsnachweis bei der Post. Der hier gezeigte Aufkleber wurde am 8. April 1899 in Bogota verwendet und diente zum Versand eines Briefes im Wert von 100 Pesos - damals eine hohe Summe. Der Empfänger hat unten in der Mitte unterschrieben. Da die Aufkleber schön gestaltet wurden, sind sie heute ein beliebtes Sammelobjekt.

 

Juli 2019

Chile - Postbeamte können auch mal kreativ sein

> Seit Herbst 1853 war es in Chile erlaubt, bei einem Mangel des 5-Centavos-Wertes den 10-Centavos-Wert diagonal zu halbieren. Diese Regelung galt bis Ende 1861, obwohl es zwischenzeitlich ausreichend Briefmarken gab - man hatte sich offenbar auf den Postämtern an das Zerschneiden der Marken gewöhnt. Der oben gezeigte Brief ist in dieser Hinsicht besonders kurios: Er wurde am 15. März 1858 beim Postamt in Santiago eingeliefert und ist nach San Juan im Nordwesten Argentiniens gerichtet. Zu frankieren war er mit 10 Centavos. Doch wohin die Marke kleben, wenn der Absender den kleinen Umschlag schon mit der Adresse vollgeschrieben hat, mag sich der Postbeamte gedacht haben. Also griff er zur Schere, zerteilte die Marke und klebte die Hälften in die Ecken des Umschlages. Der Brief war nun korrekt frankiert und die Marken, wie in der Postordnung verlangt, vorderseitig verklebt. Man muss sich eben zu helfen wissen.

 

Juni 2019

Kolumbien - ein Brief, der zwei Zensurstellen passierte

> Papier ist ein recht verletzliches Material. Da mutet es oft erstaunlich an, dass Briefe ihre lange Reise über Kontinente hinweg mitunter unversehrt überstanden. Bei diesem Brief aus Kolumbien ist das nicht so. Er wurde am 31. Oktober 1940 in Bogota aufgegeben und war an eine Firma in Hamburg adressiert. Der Brief durchlief zunächst die britische Zensurstelle in der Karibik und wurde zur Weiterbeförderung feigegeben, da Kolumbien sich im Zweiten Weltkrieg zu dieser Zeit neutral verhielt. Irgendwann, wir wissen es nicht, traf der Brief in Deutschland ein und gelangte dort zur Zensurstelle in Frankfurt (Main), die eingehende Post aus Südamerika bearbeitete. Irgendwo auf der etwa 15.000 Kilometer langen Reise war er beschädigt worden, auch eine der Marken hatte gelitten. Der Zensor in Frankfurt vermerkte den beschädigten Zustand mit einem Hinweisstempel, um die Dienststelle zu entlasten. Der Stempel ist sehr selten und kaum je dokumentiert worden. Von Frankfurt aus wurde der abermals zensierte Brief dann nach Hamburg befördert. Absender war übrigens die "Banco de Columbia" - der Empfänger dürfte auf Geld oder Kontoauszüge gewartet haben.  

 

Mai 2019

Nicaragua - ein Geschäftsbrief, mit dem das Land Werbung machte

> Werbung ist in unserer Zeit oft nicht gern gesehen; sie verstopft unsere Briefkästen. Nicaragua verband früher beides - den gewöhnlichen Brief und die Werbung. Zu sehen ist ein dekorativ frankierter Luftpostbrief vom 11. Juli 1937 aus der Hauptstadt Managua nach Deutschland. Rückseitig findet sich ein rechteckiger Werbestempel für nicaraguanischen Kaffee - geschmacklich gut, aromatisch und belebend, wie der Text hervorhebt. Vermutlich wurde der Stempel von der Post angebracht. Auch andere kaffeeexportierende Länder hatten ähnliche Werbestempel. Kaffee war in Europa damals recht teuer, da lohnte der Aufwand. Kaffee aus Nicaraugua, gibt es den heute überhaupt noch?

 

April 2019

Costa Rica - als Ganzsachen noch Kunstwerke waren

> Ganzsachen der heutigen Zeit für das allgemeine Publikum sind oft recht schmucklos. Früher war das anders; auf ihre Optik wurde sehr großen Wert gelegt. Oben ein Beispiel aus Costa Rica. Die Auslandskarte mit schöner künstlerischer Verziehrung lief 1892 aus der Hauptstadt San Jose nach Vaud in der Schweiz. Sie wurde am 10 November abgeschickt und traf am Empfangsort bereits am 1. Dezember ein - ein Tempo, das heute mitunter nicht mehr erreicht wird.

 

März 2019

Argentinien 1944 - oder als ein schweres Erdbeben eine Stadt verwüstete

> Das verheerendste Erdbeben der argentinischen Geschichte traf am 15. Januar 1944 die Stadt San Juan in der nördlichen Andenregion. 90 Prozent aller Häuser wurden zerstört, etwa 10.000 Einwohner starben in den Trümmern. Die Post in Argentinien reagierte auf die Katastrophe mit einer Sondermarkenausgabe, die Zuschläge sollten den Erdbebenopfern zugute kommen. Dabei waren die gewählten Zuschläge ungewöhnlich hoch: Der Satz umfasste vier Marken mit einem Frankaturwert von je 5 Centavos, das Porto für einen Inlandsbrief. Eine Marke hatte einen Zuschlag von 10 Centavos, weitere von 50 Centavos und einem Peso und der Höchstwert gar von 20 Pesos - je wohlhabender der Argentinier, desto mehr konnte er spenden, mag sich die Post gedacht haben.

Der oben gezeigte Brief ist ein echt gelaufener Ersttagsbrief mit drei Werten des Satzes - der Höchstwert war dem Absender sicher zu teuer - in ein anderes Katastrophengebiet - das vom Zweiten Weltkrieg gezeichnete Europa. Er wurde am 17. Februar 1944 in Buenos Aires abgeschickt, durchlief die britische Zensur in der Karibik und später die deutsche Zensurstelle in Paris. Erst am 9. Juli war der Brief in Basel und wurde dann nach Ascona weitergeleitet - ein mediterranes Paradies in der Düsternis jener Zeit.

 

Februar 2019

Die Eintagsfliege - oder die ersten Sondermarken Lateinamerikas

> Am 12. Oktober 1892 hat Argentinien zwei Sondermarken aus Anlass des 400. Jahrestages der Entdeckung Amerikas in den Wertstufen zu 2 und 5 Centavos herausgegeben. In verschiedener Hinsicht sind diese Marken etwas Besonderes. So sind es die ersten Sondermarken Lateinamerikas und gleichzeitig die ersten Sondermarken, die ein globales Ereignis würdigen, wie es die Entdeckung Amerikas durch Christobal Colon ist. Zum ersten Mal waren Marken nur einen Tag gültig, nämlich am 12. Oktober 1892. Und zum ersten Mal gab es ein Erinnerungsblatt. 

Um den Tarif von 12 Centavos für einen Ortseinschreibebrief abzudecken musste beim abgebildeten Beleg eine 5 Centavos Marke, hier Michel Nr. 87 vom 10.9.1892 hinzu geklebt werden, da von den Sondermarken nur je eine Marke pro Person abgegeben wurde. Diese Freimarke zeigt das Abbild von Bernardino de la Trinidad González Rivadavia y Rivadavia, dem 1. Präsidenten der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata, des heutigen Argentiniens. Die 12 Centavos Gebühr für Ortseinschreiben war kaum bekannt, von der Post erst im Oktober 1892 im größeren Umfang publiziert und nur 1892 gültig.

 

Januar 2019

So schön kann Post vom Amt sein - ein Dienstbrief aus Panama 

> Dienstpost sieht heute oft sehr langweilig aus - früher war das noch anders. Da galt es, durch eindrucksvolle Aufmachung Gravität zu zeigen. Auch dieser Dienstbrief aus Panama strahlt Würde aus: Er wurde 1909 von der britischen Botschaft in Panama verschickt und musste von Brighton aus nach Croyden nachgesandt werden. Dafür wurden 2,5 Shilling nachberechnet. Da der Brief über die USA lief, wurde er noch mit einem R-Zettel des Auswechselpostamtes New York gekennzeichnet. 

 

Dezember 2018

Ein Einschreiben aus Argentinien - nicht ganz der Postordnung entsprechend

> Eingeschriebene Briefe aus Lateinamerika sind gerade im 20. Jahrhundert recht häufig, da sie die Möglichkeit des registrierten und damit sicheren Versands boten. Hier hat der Absender die Post etwas überlistet: Frankiert wurde der Brief von Argentinien nach nach Uruguay 1927 u. a. mit einem Ganzsachenausschnitt zu 5 Centavos - und dies war eigentlich nicht legal. Solche Belege im Bedarf mit Ausschnitten aus Ganzsachen sind gerade aus Südamerika schwer zu finden.

 

November 2018

Ein Abschuss aus Haiti - mit dem Katapult schneller in Europa

> In den Dreißigerjahren waren Direktflüge über den Atlantik noch selten; man behalf sich mit Katapulteinrichtungen auf den schnellen Ozeandampfern, um Post von und nach Europa noch schneller ans Ziel zu bringen. Recht oft trifft man solche Briefe mit der Destination USA oder solche von dort an. Hier ist einmal ein Exemplar, das von Haiti aus 1932 nach Deutschland befördert wurde. Auch der Briefinhalt ist noch erhalten - und gibt Einblicke in das Leben damals auf der Karibikinsel.

 

Oktober 2018

Feurige Angelegenheit - eine "Vulkan-Ganzsache" aus El Salvador

> 5 Centavos Umschlag aus weißem Papier im Format 160 x 89 mm. Die Auflage betrug 70.000 Stück. Der Umschlag zeigt eine für El Salvador typische Vulkanlandschaft, die Cerros Quemados im Ilopango See nahe San Salvador und im Hintergrund den Vulkan Chichontepec (San Vicente). 15.5.1889: Von La Libertad nach San Francisco (2.6.1889) war eine Zusatzfrankatur von 5 C. für Briefe der 1. Gewichtsstufe zum UPU Tarif notwendig. Der rote “PAID ALL“ - Stempel von San Francisco bestätigt die korrekte Frankierung. Der große Oval-Stempel „ADMON de CORREOS (Postverwaltung) LA LIBERTAD“ wurde wie zu der Zeit üblich auf dem Umschlag abgeschlagen ohne den Wertstempel zu treffen. Nur die Marke wurde mit einem stummen Stempel (hier ein Stern) entwertet.

 

September 2018

Chile - schöner können Verschlussmarken nicht sein

> Meist werden in den Internetforen Ebay, Delcampe oder auch Ricardo die offiziellen Briefverschlussmarken der experimentierfreudigen chilenischen Postverwaltung in Valparaiso zu unterschiedlichen Preisvorstellungen angeboten. Sowohl mit Stempel oder auch neuwertig sind sie immer wieder zu finden. Echt verwendet auf Poststücken sind sie allerdings kaum je auf dem Markt. Dass man auch mal eine „Sternstunde“ erleben kann, beweist dieser Brief aus Chile, gelaufen von Valparaiso nach Valdivia vom 5. Juli 1899.

 

August 2018

Chile - Nachrichten in die alte, schlesische Heimat

> Frankierte Auslandsbriefe der klassischen Markenzeit Chiles sind immer recht selten. Nach Frankreich sind sie noch zu finden; in andere Länder indes sind solche Belege außerordentlich selten. Hier ein Brief aus Union im Süden Chiles in der Gewichtsstufe eine halbe Unze. Der Absender berichtet darin über sein Leben in der neuen Heimat Chile. Der Brief war an einen alten Freund nach Glogau in Schlesien, also nach Preußen adressiert. Er wurde am 21. Januar 1865 aufgegeben und zeigt rückseitig den Durchgangsstempel von Valdivia, den Transitstempel von London, den Schiffspoststempel der Niederlande und schließlich den preußischen Postausgabestempel von Glogau vom 18. März 1865. Vorderseitig sind die Taxvermerke von - vermutlich - Großbritannien und Preußen vermerkt. Ich wäre für Hinweise dankbar, wie diese zu erklären sind. Meines Wissens ist dieser Brief der bisher einzig bekannte mit Destination Preußen, der mit klassischen Ausgaben Chiles frankiert wurde. 

 

Juli 2018

El Salvador – als ein General unversehens zum Feuerwehrmann wurde

> Einschreibebrief mit Rückschein von San Salvador nach New York, an 20. Juli 1893. Die Gebühr von 26 Centavos setzt sich zusammen aus 11 Centavos für die 1. Gewichtsstufe bis 15 gr., 10 Centavos für die Einschreibgebühr und 5 Centavos für den Rückschein.

Die Marke zeigt das Abbild des Präsidenten General Carlos Ezeta. In Ermangelung eines Bildes des Generals in Uniform, hat der Grafiker der Hamilton Bank Note Engraving & Printing Co. ihn kurzerhand in die Uniform eines New Yorker Feuerwehrmannes gesteckt und somit ungewollt das erste Feuerwehrmotiv geschaffen. Man kann sich gut vorstellen, dass vor dem Druck Marken-Proben der Regierung wenn nicht gar dem Präsidenten zur Genehmigung vorgelegen haben und genehmigt wurden.

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