20 Centavos "Colon head" - ein beliebtes Objekt für Fälscher
Mit Marken frankierte Überseebriefe der klassischen Ausgaben Chiles sind bei Sammlern sehr gesucht. Gerade Belege mit höherem Porto sind rar - und solche mit dem Höchstwert der 20 Centavos Marke ganz besonders. Im Juni und Juli waren zwei derartige Belege im Angebot - leider beides Fälschungen.
Das Angebot des ersten Briefes (o.) ist recht dreist. Der Brief tauchte erstmals 2011 bei einem deutschen Auktionshaus auf. Schon oberflächlich betrachtet wirft er Fragen auf. Der Brief wurde 1863 in Valparaiso zur chilenischen Post gegeben. Damals konnte Post nach Übersee nicht mit Marken frankiert werden, Postverträge mit solchen Staaten existierten nicht. Die chilenische Markenfrankatur deckt daher nur den Inlandsportoanteil ab. Da der Brief aber als Ortsbrief lief, war keine Marke notwendig - solche Briefe beförderte die Post kostenfrei. Der Vierringstempel wurde zudem 1863 nicht mehr verwendet. Die Marke wurde also später von einem Manipulateur hinzugefügt.
Das deutsche Aktionshaus zog den Brief zurück, weil zwei Testate - von Jörg Maier und dem verstorbenen Brian Moorhouse - die Fälschung bescheinigten. Dies hinderte den Besitzer nicht daran, den Beleg 2012 bei einem französischen Auktionshaus einzuliefern. Dort wurde er dann für 550,- Euro verkauft. Jetzt war er bei ebay im Angebot - und erzielte am 22. Juli 610,50 US-Dollar - sehr viel Geld für ein absolut wertloses Stück.
Noch schlechter ist die Fälschung (o.), die ein italienisches Auktionshaus anbot. Der Brief von 1870 stammt wieder aus Valparaiso; hier gilt das oben zum Porto gesagte. 1870 war die Marke zudem weder verfügbar noch gültig. Und der Cancelled-Stempel wurde ebenfalls nicht mehr genutzt; im Einsatz war zudem bis etwa 1867 eine Eigenanfertigung mit der Inschrift "Inutil". Ein Ortsstempel fehlt auch. Auch hier gilt: Die Marke wurde nachträglich hinzugeklebt; der Stempelrest auf dem Brief nachgemalt. Zuschlag dennoch 400,- Euro plus Aufgeld und Porto. Das nennt man wohl rausgeworfenes Geld.
Erstflugpost Costa Rica - Fälschung zum Verkauf im Internet
Auf einer Internetplattform werden dieser Tage Fälschungen von seltener Erstflugpost aus Costa Rica angeboten - für satte 20 US-Dollar.
Die Fakten:
- Briefumschlag + Marke + Adresse sind echt
- Die Inschrift "Correo Aero" um das Stempeldatum wurde hinzukopiert.
- Der Farbstreifen und die Inschrift "Via Airmail" wurden ebenfalls hinzukopiert. Doppelringe des Poststempels befinden sich daher unter den Farbstreifen.
- Den Tagesstempel mit "Correo Aero" gibt es im Jahr 1927 noch nicht, da die erste Auslandsluftpost erst am 11. März 1930 befördert wurde.
Also: Ein wertloses Machwerk!
Eine Kombinationsfranktur aus Chile - aber leider gefälscht
Mischfrankturen verschiedener Drucke der klassischen Ausgabe Chiles sind selten und begehrt. Das hatte sicher auch der Fälscher des unten gezeigten Briefes im Blick. Der Auslandsbrief nach Frankreich wurde, wie der rückseitige - echte (!) - Stempel des britischen Postamtes belegt, in Valparaiso eingeliefert - und zwar unfrei. Chilenische Marken konnten jedenfalls nicht verwendet worden sein, da der Brief nicht mit der chilenischen Post in Berührung kam. Der 5-Centavos-Wert des Gillet-Drucks ist mit einem Falschstempel bedruckt; das waagerechte Paar des lithografischen Druck ist sicher echt gestempelt, gehört aber auch nicht zum Brief. Nebenbei: Das "Porto" von 15 Centavos ergibt auch keinen Sinn. Dennoch erzielte der Brief unlängst bei einer Auktion inkl. Aufgeld ca. 3000,- Schweizer Franken. Eine stattliche Summe für einen Beleg, bei dem eigentlich nur das Litho-Paar sammelwürdig ist.
Eine seltene Mischfrankatur aus Chile - mit nachträglich hinzugeklebter Marke
Der 20-Centavos-Wert der klassischen Ausgabe Chiles auf Brief ist nicht leicht zu finden. Hier hat ein Fälscher daher einen vermeintlich belanglosen Brief "aufgehübscht": Der Höchstwert gehört nicht zum Brief und wurde nachträglich apliziert. Das ärgerliche: Der Brief an sich ist selten; solche aus Anjeles sind kaum zu finden. Der Beleg wird seit einiger Zeit auf Ebay angeboten.
Ein kleiner Ort, aber nur ein Fantasiestempel
Gerade kleine Postorte üben einen besonderen Reiz aus, sind Stempel von dort doch oft schwer zu finden. Santa Juana in Chile dürfte dazugehören, denn wer hat schon je einen Stempel aus diesem Ort aus der Frühzeit der Philatelie gesehen? Auf den ersten Blick sieht der Brief gut aus, er hat sogar innen einen Text aus Santa Juana aus dem Jahr 1872. Leider ist der schwarze Einzeiler, der eine Notmaßnahme oder Stempel-Frühform suggerieren soll, falsch und frei erfunden.